Willis Carrier (1876 bis 1950) war ein kluger Kopf. 80 Patente meldete er während seines produktiven Lebens als Tüftler und Forscher an. Eines seiner Patente betraf die Klimaanlage, die er im Jahre 1906 in seinem Patent mit dem Titel: „Apparat zur Behandlung von Luft“ präsentierte. Stein des Anstoßes für seine Erfindung waren die in der Sommerhitze unerträglichen Arbeitsbedingungen in einer Druckerei. Die Luftfeuchtigkeit war derart hoch, dass das Papier wellig wurde. Der junge Erfinder hatte sich als unermüdlicher und genialer Forscher bereits einen Namen gemacht. So beauftragte ihn die Druckerei damit, mit einer Erfindung für Abhilfe zu sorgen, was diesem eindrucksvoll gelang. Für die Regulierung der Luftfeuchtigkeit verwendete er mit Wasser gekühlte Rohre, durch die er mit Ventilatoren Luft in die Räumlichkeiten pustete. Die Senkung der Raumtemperatur war ein willkommener Nebeneffekt seiner Erfindung.
auf der Suche nach einem Mittel gegen Luftfeuchtigkeit erfand Willis Carrier die Klimaanlage
Willis Carrier wurde durch seinen Geniestreich zu einem gemachten Mann. Im Jahre 1915 gründete er die Carrier Engineering Corporation, die bis heute einer der globalen Player auf dem Gebiet der Airconditioner ist. Bis die Klimaanlage ihren Siegeszug um den Planeten antrat, sollte allerdings noch einige Zeit vergehen.
die Klimaanlage erblickt das Licht der Welt
Verantwortlich für Wachstum und Fortschritt
Das nützliche technische Gerät wurde wie auch der Fahrstuhl zu einem der unscheinbaren Förderer der Globalisierung. Obwohl ohne sie die boomende Entwicklung ab dem 20. Jahrhundert kaum vorstellbar ist, fristen sie doch im Lichte der öffentlichen Wahrnehmung ein Schattendasein. Dabei wären Wolkenkratzer, die mehrere hundert Meter in die Höhe ragen ohne einen Fahrstuhl derart unpraktikabel, dass sie gar nicht erst erbaut worden wären. Ähnlich verhält es sich mit den boomenden Regionen vor allem in wärmeren Ländern wie in den USA sowie den heutigen asiatischen Megacitys, die oftmals mit ihrer futuristischen Skyline in tropischen und subtropischen Regionen für einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung sorgen.
eine gute Gebäudeklimatisierung sorgt für höhere Motivation und bessere Leistungsfähigkeit
Das, was der Erfinder der Gewaltenteilung, Montesquieu, einst postulierte, nämlich dass die Hitze die Produktivität senke und unternehmerische Kühnheit unterdrücke, was südliche Länder wiederum benachteilige, konnte durch wissenschaftliche Ergebnisse untermauert werden. Demnach erreiche der Mensch bei Temperaturen um 20 Grad Celsius seine volle Leistungsfähigkeit, die bei 28 Grad bereits auf 70 Prozent abgesunken sei. Insofern ist es der Klimaanlage zu verdanken, dass das Nordsüdgefälle kompensiert werden konnte und auch Staaten in südlichen Regionen Anschluss an die Globalisierung finden konnten und zu deren Vorreitern wurden.
bei richtigen Einstellungen sorgt die Klimaanlage für ein angenehmes Raumklima und somit auch für volle Arbeitsfähigkeit
Zunächst regierte Skepsis
Es liegt in der Natur von bahnbrechenden Erfindungen, erst einmal auf eine allgemeine Skepsis zu stoßen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, der grundlegende Veränderungen tendenziell eher als bedrohlich denn als bereichernd empfindet. Das war bei ähnlich umwälzenden Erfindungen wie die von Eisenbahn und Automobil nicht anders. Viele Menschen befürchteten bei der Eisenbahn ernsthafte Gesundheitsschäden durch die unnatürlich hohe Geschwindigkeit, während sich mit Carl Benz einer der Väter des Automobils anhören musste: „Wozu brauchen wir ein Automobil? Wir haben doch die Eisenbahn“.
die Autoklimaanlage erfreut sich in Deutschland an Beliebtheit seit den 1980er-Jahren
Dann kam der Erfolg
Insofern geschahen die ersten Schritte der Klimaanlage erst langsam. Das erste Kino, das die Klimaanlage einführte, war ein Lichtspielhaus in Chicago im Jahre 1919. Dass die Idee ankam, beweist der Erfolg des New Yorker Kinos „Rivoli Theatre“, das 1924 in eine Klimaanlage investierte und die Investition durch den begeisternden Zuspruch des Publikums nach nur drei Monaten amortisieren konnte. Immer mehr Läden erkannten in der Zugkraft der Klimaanlage ein perfektes Lockmittel, sodass sich die Ausstattung von Klimaanlagen in Geschäften zunehmend zu standardisieren begann.
die moderne Klimaanlage als stilvolles Gestaltungselement für jeden Raum
Eine ähnliche Entwicklung geschah im Bereich der Wohnhäuser in den schwülen Regionen der USA. Eine Klimaanlage versprach, den Wohnkomfort deutlich zu erhöhen und war nicht zuletzt ein geeignetes Mittel zur Erhöhung des Wohnpreises. Das erste Auto, in dem eine Klimaanlage installiert war, war schließlich ein Wagen der Packard-Serie im Jahre 1939. Eisenbahnen, Flugzeuge und Schiffe zogen nach. Ein klimatisiertes eigenes Auto wurde zu einem weltweiten Zugmittel für den American way of life. So war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch andere wohlhabende Nationen an den Segnungen dieses bescheiden anmutenden Wundermittels teilhaben wollten.