Das Triclinium bezeichnete im Römischen Reich sowohl das Speisesofa als auch den Speisesaal. Der Speisesaal war in einer Villa der Oberschicht an einer exponierten Position untergebracht und nahm einen großen Platz in dem Haus ein. Besonders reiche Aristokraten besaßen in ihrer Villa mehrere Speisesäle, die zumeist nebeneinander lagen, sodass diese für ihr Convivium größere Mengen an Gästen bewirten konnten. Die Zelebrierung von gehobenen Tischgesellschaften besaß im Imperium Romanum einen hohen Stellenwert und war mehr als eine lustvolle und gesellige Freizeitgestaltung. Ein Triclinium hatte für den Aufstieg ehrgeiziger Römer eine hohe Bedeutung. Ein üppiges Triclinium zu veranstalten und eine standesgemäße Bewirtung zu organisieren, war ein wichtiges Statussymbol und ein vortreffliches Mittel zur Beziehungspflege. Nicht zuletzt half die Fülle an Informationen im vertrauten Rahmen, besonders bei einer durch den Wein gelösten Zunge („in vinum veritas“), bei der Verfolgung der eigenen Laufbahn.
Triclinium – das dreiliegige Speisesofas, nach dem der Speisesaal im Römischen Reich genannt wurde
©Buzz Ferebee_Pompeii, Triclinium C
Auch ein Ohrensessel im XXL Format ermöglicht eine ausgeprägte Sitzkultur mit einem hohen Reiz für Liebhaber ausgeprägter Traditionen.
der heutige Lesesessel als Nachfolger des antiken Triclinium-Liegesofas
© Michael Partenio
Ablauf eines Tricliniums
Die Tischgesellschaft war hufeisenförmig um den Speisetisch arrangiert. In der Idealanordnung nahmen an einem Festmahl neun Personen teil, denn auf jedem der dreiteiligen Triclinia fanden drei Römer Platz. Natürlich war dies eher ein Modell als eine feste Vorgabe, zumal die meisten Gastmähler in einem wesentlich größeren Rahmen stattfanden. Ein Gastmahl wurde in der Regel an einem Nachmittag ausgerichtet, wenn die Senatoren oder andere hochgestellte Persönlichkeiten ihr Tagwerk beendet und das Badehaus aufgesucht hatten. Sie legten für das Triclinium die Toga ab und erschienen in einem freieren und gelasseneren Aufzug. Üblich waren zum Beispiel eine grüne oder lilafarbene Kattaun aus Seide und als Schuhe mit den Sandalen eine Art Freizeitschuhe.
Gespeist wurde bis in den späten Abend hinein, wobei meistens ein ausgefeiltes Unterhaltungsprogramm zur Auflockerung und Verlängerung des Gelages organisiert wurde. Auch Wasserspiele dienten der Ergötzung des Publikums. Im Unterschied zu heute nahmen die Römer ihre Speisen in einer liegenden Position ein, wobei sie sich mit einer Hand aufstützten und mit der anderen Hand die Speisen zu Mund führten.
die üblichen Speisesofas aus der Antike dienen auch heute der Einrichtung einer gemütlichen Sitzecke im Wohnzimmer
© Anne Buskirk
Zunehmender Luxus beim Tisch
Die Festmahlkultur wurde im Laufe der Geschichte im Römischen Reich immer aufwendiger praktiziert. Sie nahm Ausmaße an, die gemeinhin mit dem Begriff der „spätrömischen Dekadenz“ assoziiert werden und eine Mentalität unterstützt haben, die für manchen Historiker zumindest teilweise für den Reichszusammenbruch verantwortlich gemacht wurde. Als Wendepunkt in der Haltung der römischen Regierung den Festmahlen gegenüber war der von Kaiser Tiberius offiziell eingeräumte Verzicht auf die früher üblichen Beschränkungen, da diese, wie dieser freimütig bekannte, ohnehin nicht eingehalten würden. So nahmen die Speisen an Üppigkeit und Raffinesse zu und auch die Ausgestaltung von Möbeln und Tischschmuck wurde luxuriöser.
Liegesofas aus purem Gold als luxuröse Möblierung im antiken Triclinium und ausgefallener Akzent im heutigen Interieur
© The French Bedroom Company
Beispiele für den zunehmenden Luxus sind Liegesofas aus purem Gold und die Verwendung von Dekor aus Elfenbein, Schildplatt, Silber und Purpur. Ein Triclinium konnte mit der Zeit ein aufwendig verziertes gedrechseltes Gestell aus Bronze erhalten, während die Sitzkissen zunehmend mit erlesenen Stoffen wie Wolle und Seide anstelle von Heu, Stroh und Gras ausstaffiert wurden. Das Material für die Gefäße zu Tisch wurde mit zunehmenden Wohlstand im Reich ebenfalls hochwertiger. Die alten Behälter aus Keramik wurden durch etruskische Bronze und später durch Silber ersetzt. Seit Glas industriell hergestellt wurde, wurden Trinkbehälter aus Glas zahlreicher.
Behälter aus Bronze, Silber und Glas bezeichnen den zunehmenden Luxus im Römischen Reich
Die Tischsitten
Da die Römer beim Essen nur eine Hand zu benutzen pflegten, waren Messer und Gabel zu Tisch unbekannt. Stattdessen wurden die Happen mundgerecht zugeschnitten, während der Römer lediglich Löffel als Besteck zu Tisch benutzte. Auch die Römer kannten die Unterteilung in kleinere Löffel (Cochlear) und größere Löffel (Ligula), die insofern mit unseren Esslöffeln und Teelöffeln verglichen werden konnten. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass manche Cochlears mit einem spitzen Ende ausgestattet waren, mit denen die Römer Schnecken aufspießen und sich an Eiern gütlich tun konnten. Ein Festmahl bestand aus mehreren Gängen, wobei sich nach jedem Gang gewaschen wurde. Diese Arbeit erledigten Sklaven, die dafür aufgefüllte Wasserbehälter nutzten. Auch Servietten wurden bei Tisch genutzt. Zunächst konnten Frauen, wenn überhaupt, nur am cena (Sessel) am Mahl teilhaben, weil eine liegende Position in der Öffentlichkeit für sie als unschicklich galt. Mit der Zeit lockerten sich aber auch diese Sitten.