Caviano ist ein malerisches Schweizer Dorf am Lago Maggiore, kurz vor Italien, wo sich das Architekturbüro von Wespi und De Meuron Romeo Architekten befindet. Auf einer winzigen, etwa 128 m² großen Restfläche des Grundstückes, auf welchem im Jahr 1981 das Architekturatelier erstellt wurde, sollte im Sinne einer angemessenen baulichen Verdichtung ein neuer Wohnraum geschaffen werden. Als Bereicherung der außenräumlichen Situation und im Kontext mit dem bestehenden Atelier wurde ein Wohnhaus als zurückhaltendes und zeitloses Betonbau inmitten des Waldes konzipiert. Umgeben von mediterraner Vegetation und mit weitläufigem Blick über den Lago Maggiore bildet der monolithische Baukörper das neue Heim für eine dreiköpfige Familie.
Casa Dem in Caviano am Lago Maggiore
Aufgrund baurechtlicher Rahmenbedingungen, wie Waldabstandslinie, Straßenbaulinie sowie Gebäudeabstand zum benachbarten Architekturatelier, ergab sich eine fünfeckige Grundrissform mit Bruttofläche von 79 m², aus der sich ein polygonal geformtes Volumen mit grober Betonoberfläche entwickelte. Der beheizte Innenraum des Hauses, stellt ein klares Rechteck mit 48 m² Bruttofläche dar, welches in das Fünfeck eingeschrieben wurde.
der Betonbau wirkt als steinerner Findling inmitten des Waldes
Der am Hang liegende Bauwerk mit seiner polygonalen Außenform wirkt als archaischer steinerner Findling inmitten des Waldes und reagiert als weitgehend geschlossener Turm auf die enge Situation. Die Textur der Fassaden aus gewaschenem Beton, welche sich durch die Verwitterung zunehmend dunkel verfärben werden, erinnert an die traditionellen Bruchsteinmauern der Nachbarschaft. Die Gestalt reagiert präzise auf die Topografie, auf die benachbarten Bauten sowie auf die Geometrie von Straße und nicht zuletzt auf eine Gruppe von Palmen zwischen den Häusern. Zur bergseitigen Straße hin präsentiert sich das Wohnhaus als ein völlig geschlossenes, eingeschossiges Gebäude, das zunächst keinen Hinweis auf seine außergewöhnliche Form gibt. Die einzige Öffnung an der Straßenseite ist nämlich das Eisentor zum Eingangshof.
von der Straße tritt das Haus als eingeschossiger Pavillion in Erscheinung
zur bergseitigen Straße verfügt der Betonbau nur über eine Öffnung
Ganz anders wirkt der Betonbau von der Talseite. Von hier aus lässt sich das Haus als ein schmaler dreigeschossiger Turm erleben, dessen Fassade durch eine Vielzahl von quadratischen Öffnungen spielerisch belebt wird.
von der Teilseite wird das Haus als schmaler dreigeschossiger Turm erlebt
die scheinbar freie Anordnung der Öffnungen unterstreicht die Körperhaftung
Das Wohnhaus besteht praktisch aus drei Geschossen. Auf Straßenniveau befindet sich die oberste Etage, die den Hauseingang sowie den Wohn-Essraum mit offener Küche beherbergt. Das Geschoss wird zweiseitig komplett geschlossenen und zu den gegenüberliegenden berg-und seeseitigen Innenhöfen komplett verglast. Die Verbindung vom Haus mit dem Straßenraum erfolgt durch einen natursteingepflasterten Vorplatz, der beim Hausbetreten die Rolle von einem 3m breiten Empfangsbereich spielt. Aus diesem Hof wird einen Blick durch den vollständig transparenten Wohnraum auf den zweiten Hof verschafft, der die Sonne einfängt und reflektiert.
bei diesem Betonbau wird das Thema der tiefen Wand mit Nischen und Schränken fortgesetzt
der kleine Vorplatz spielt auch die Rolle von einem begrünten und zum Teil überdachten Empfangsbereich
die soliden Holzmöbel im Wohn-Essbereich sind von der Architekten entworfen
Auf diese Weise wird das Wohnzimmer bergseitig den Eingangshof vor neugierigen Blicken geschützt und talseitig von einem Innenhof begrenzt, der mit einer großen überdachten Öffnung das Panorama auf die Berge und den See freigibt. Dank der bepflanzten Höfe wird den Wohnraum zu einem Gartenraum, in dem die Lichtstimmung unterschiedlicher Witterungen besonders einprägsam erlebbar ist.
der Eingangshof schützt gegen Einblicke von der Strasse und sorgt für optimalen Sonneneinfall im dunkelfarbigen Betonbau
die dunklen Grau- und Schwarztöne im Innern verstärken die Wirkung des Lichtspiels in beiden Höfen
der vertikale Kern des Hauses birgt die Innentreppe integriert die Feuerstelle
die beidseitig liegenden Innenhöfe mit Glyzinien machen den Wohnraum im monolitischen Betonbau zum Gartenraum
die einzige große Öffnung in der Mauerschale gibt den Ausblick auf den See und die Berge frei
der gewaschene Beton bestimmt auch die Innenräume aber mit einer feineren Textur der Oberflächen
Der vertikale Kern des Hauses bildet sich aus einem plastisch gestalteten Körper, der gleichzeitig den Herd und die Feuerstelle integriert und die Treppe birgt. Der mit Oberlicht beleuchtete zentrale Treppenkern führt zum darunterliegenden Schlafbereich der Bewohner. Hier befinden sich zwei Schlafzimmer, beide mit eigener vorgelagerter Außenloggia, sowie die Nassräume und die Treppe zum Kellergeschoss mit Haustechnik und Werkraum.
ein Oberlicht über dem Treppenbereich lässt Tageslicht ins untere Geschoss eindringen
raumhohe Holztüre führen in die Nassbereiche und Schlafräume
auch die Schlafräume wurden komplett im dunkelgrauen Beton ausgeführt
ein der beiden Schlafräume mit eigener vorgelagerter Außenloggia
Die großzügigen Freiräume verleihen Wohn- und Schlafräumen eine besondere Aufenthaltsqualität. Das Spiel mit Licht und Öffnungen sowie der bewusste Einsatz von Material in Kombination mit dem angemessenen Umgang mit der Topografie bilden eine stimmige Gesamtkomposition aus zwei Geometrieformen. Die Spannung zwischen der polygonal geformten Mauerschale und dem rechteckigen Haus wird geschickt genutzt, um Kontinuität zu schaffen. Das Innere und Äußere nähern sich einander an, ohne sich völlig anzugleichen. Die dunklen Grau- und Schwarztöne im Innenraum verstärken die Wirkung des Lichtspiels in beiden mit Glyzinien berankten Innenhöfen sowie in den zum Schlafbereich zugehörigen Loggien und lassen die Farben erstrahlen.
der bewusste Einsatz von Material und das Spiel mit Öffnungen und Licht gestalten den Betonbau als stimmige Gesamtkomposition
die Ästhetik des Werkstoffs Beton mit Tageslicht akzentuieren
der Wohnraum ist offen und introvertiert zugleich
Grundrisse vom greigeschoßigen Betonbau in Caviano
Fotos: © Hannes Henz, Zürich / © Filippo Simonetti, Brunate