Im heutigen Beitrag möchten wir Ihnen ein neues Einrichtungskonzept aus Japan präsentieren, dessen Leitlinien schlichte Ästhetik und Lebensfreude auf der Kombination asiatischer Liebe für Einfachheit mit Zen-Buddhismus beruhen. Der japanische Wohntrend Wabi Sabi, der immer mehr populär wird, vereinigt moderne Einrichtungsprinzipien und eine romantische Atmosphäre aus der Vergangenheit. Wie sich die zenbuddhistische Ästhetik in die eigenen vier Wände interpretieren lässt und was hinter dem Begriff steckt, werden Sie gleich entdecken.
die Schönheit und Gestaltungsprinzipien der zenbuddhistischen Ästhetik
Genau wie bei einer Hygge-Innengestaltung auch hier handelt es sich eher um eine Lebensphilosophie und nicht um einen Einrichtungsstil. Das Leerlassen der Fläche sowie Asymmetrie, Stille und Zurückhaltung sind wesentliche Gestaltungsprinzipien des japanischen Wohntrends, bei dem die Schönheit unvollkomener Dinge in den Vordergrund zu bringen ist. Im Vergleich zum Minimalismus spielt hier Perfektionismus keine Hauptrolle, da beim Wabi Sabi die Reduktion auf das Wesentliche eine Sache der Phantasie ist.
Wabi Sabi – das ästhetische Einrichtungskonzept aus Japan
Der Begriff „Wabi Sabi“
Ein Begriff aus der japanischen Kultur, der die Schönheit des Vergänglichen betont und auf ein ästhetisches Empfinden verweist. In Kombination stehen die japanischen Wörter Wabi (traurig, allein) und Sabi (vergangen) für die Vergänglichkeit aller Sachen. Wabi Sabi hat eigentlich eine positive Bedeutung in Japan und wird als einen untrennbaren Teil des buddhistischen Grundgedankens zur Befreiung von allen unnötigen Gegenständen verstanden. Hauptrolle dabei spielen Funktionalität und Aufräumen von Sachen, die im Alltag nicht gebraucht werden.
Damit man die Eleganz und Ästhetik kleiner Dinge erkennt und schätzt, muss man sich zunächst vom Besitz unabhängig machen. Im Vordergrund der japanischen Einrichtung stehen Komfort und ein natürlicher Look. Der Wohntrend fasziniert mit der authentischen Schönheit einer chaotischen Kombination von gekauften und geerbten Möbelstücken aus Naturmaterialien.
der Wohntrend begeistert mit einem Luxus-Ambiente durch schlichte Einrichtung und eine große Vielfalt an Materialien
Die wichtigsten Grundprinzipien des japanischen Purismus:
„Weniger ist mehr“ – Nach der puristischen Lebensweise schaffen die leer und sparsam möblierten Zimmer nicht nur ausreichend Raum für Bewegung und Energiefluss, sondern sie wirken auch besonders reizvoll. Beim Wabi Sabi Wontrend soll jedes Möbelstück eine konkrete Funktion erfüllen und täglich gebraucht werden. Denken Sie dabei nicht an ein einheitliches Wohnkonzept, sondern daran, welche Gegenstände für Ihnen Wohnkomfort erforderlich sind.
Rückkehr zur Natur – Als eine Art Gegenbewegung zur Konsumgesellschaft fördert das japanische Einrichtungskonzept den Einsatz von Naturmaterialien sowie von alten Möbelstücken, die in Japan üblicherweise vererbt werden und schon mehrere Generationen im Haus bleiben. Es ist kein Wunder, dass bei einer Wabi Sabi Raumgestaltung auch Möbel mit Patina zu sehen sind.
bei japanischem Einrichtungskonzept werden geerbte Möbel aus Naturmaterialien und mit Makeln hoch geschätzt
Makel als Akzent – Bei diesem Konzept der Wahrnehmung von Schönheit stellen Wohnaccessoires und Möbel mit Makeln ein besonderer Akzent im Raum dar. So zum Beispiel lassen sich selbstgemachte Keramikgefäßen mit restaurierten Schalen und Vasen passend ergänzen.
Der Material-Mix als Wohlfühlfaktor – Die Kombination von natürlichen Stoffen und unterschiedlich behandelten Oberflächen bringen Abwechslung in jedem Interieur. Bei dem japanischen Einrichtungskonzept kommen Textilien wie Wolle, Leinen, Leder und Baumwolle in Frage, die gekonnt mit Holz, mundgeblasenem Glas, Sichtbeton, Marmor und Steingut kombiniert werden. Eine gelungene Materialkombination gilt als Wohlfühlfaktor im Raum und bringt zugleich auch Struktur in das Interieur.
eine gelungene Kombination unterschiedlicher Naturmaterialien und Texturen sorgt für Abwechslung und erhöht den Wohlfühlfaktor im Raum
Naturmaterialien wie Holz, Stein und Keramik lassen sich vielfältig kombinieren und finden allermögliche Einsatzbereiche als Bodenbelag oder Wand- und Deckenverkleidung. Die Kontraste, die durch das Material-Mix und das Entgegensetzen verschiedener Texturen und Oberflächen entstehen, machen das ästhetische Wabi Sabi Einrichtungskonzept aus.
Der Einsatz vielfältiger Stoffen und Materialien, wie Pendelleuchten aus Leder, Korbgeflecht und handgewebte Teppiche, bildet ein stilvolles Ensemble und sorgt zugleich für Abwechslung. Motive aus der Natur wie Pflanzen und Tiere schaffen im Raum ein wohnliches Ambiente sowie eine attraktive Zimmerdekoration, die sich zusätzlich mit echten Pflanzen ergänzen.
Naturmotive wie Fische, Vögel und Pflanzen setzen attraktive Akzente und verleihen dem Raum eine wohnliche Atmosphäre
Die passende Farbauswahl – Bei diesem Wohntrend wird die Auswahl der Farben den eigenen Vorlieben überlassen. Trotzdem teilen sich hier zwei Hauptfarbrichtungen – eine neigt zum grauen Farbschema mit hellem Holz als Akzent und die andere zu einer hellen Einrichtung in Weiß, Elefantenbein und Creme. Egal welche von beiden Farbrichtungen Ihre Vorstellung trifft, sie soll dem Raum ein Ambiente mit wohnlichem Charakter verleihen und die Augen entspannen.
Im Vergleich zur puristischen Einrichtung im skandinavischen Stil setzt das ästhetische Einrichtungskonzept aus Japan auf Erdtöne und warme Holznuancen. Die Farbe Weiß ist im japanischen Interieur selten zu sehen, da sie in japanischer Natur kaum zu finden ist. Betonwände in Taubengrau gelten als passender Hintergrund für die Farbpalette aus warmen Elfenbein-, Creme- und Champagne-Nuancen. Braun und Sandfarbe vom Stein dienen der optischen Täuschung, dass man sich im Wald oder Gebirge befindet. Frische Akzente im sonst zurückhaltenden Interieur werden mit Grün, Hellblau oder Rosa gesetzt.
im Wabi Sabi Einrichtungskonzept sind zwei Hauptfarbrichtungen präsent
Die Möbel im Wabi Sabi – Ausdruck der Individualität und des persönlichen Geschmacks
- Polstermöbel – Niedrige Sitzmöbel sind typisch für die japanische Kultur. So zum Beispiel eine gemütliche Sitzecke im Wohnzimmer bildet sich von der Kombination eines modularen Sofas mit einem Holzkaffeetisch. Eine Leseecke im Schlafzimmer darf auch nicht fehlen. Dafür eignen sich perfekt gepolsterte Sessel mit Kopflehne, die man im Raum immer neu und anders positionieren kann. Im Wabi Sabi Wohntrend versprechen die stabile Konstruktion langlebiger Möbel aus einheimischen Hölzern und die weichen Sitzkissen natürlicher Textilien den höchsten Sitzkomfort.
- Holzmöbel: In Japan werden meistene Möbel traditionell aus verwertetem Holz hergestellt. Die Oberfläche der Holzmöbel wird mit speziellem Öl behandelt, wodurch der rohe Look und die attraktive Maserung des Holzes erhalten bleiben und die Möbel zu echten Statement-Stücken werden. Holz kommt zum Einsatz auch im Badezimmer als Badewannen, Waschtische und viele weitere Badaccessoires.
- Badmöbel: Auch im Badezimmer ist der asiatische Wohnstil Wabi Sabi zu erkennen. Ein Waschtisch aus Stein und lauschige Bonsai-Bäume komplettieren den puristischen Look in Schwarz-Weiß. Marmor-Fliesen verleihen dem Raum einen Nu Charakter und setzen den Akzent auf die schwarzen Fensterrahmenahmen großformatiger Verglasung, die ausreichend Licht ins Bad lassen. Ein weiterer Akzent der schlichten Ästhetik ist die bodenebene Badewanne aus Keramik mit ihrem eleganten und einfachen Design, die direkt am bodentiefen Fenster positioniert ist.
den japanischen Wabi Sabi Wohnstil modern interpretieren im Bad
- Balkoneinrichtung: Mitten in der Großstadt lässt sich auch eine kleine Insel der Natur gestalten. Dabei hilft ein kleiner Steingarten mit Moos, Bonsai und Nadelbäumen in Beton-Pflanzenkübeln, der zusammen mit einer Holzdiele und eleganten Terrassenmöbeln eine vollkommen entspannte Atmosphäre kreiert und eine gewisse Etwas dem Balkon verleiht.
mit einem kleinen Steingarten und passenden Pflanzeneine lässt sich eine kleine Insel der japanischen Natur auch auf dem Balkon kreiern
Wabi Sabi – der passende Wohnstil für kleine Wohnräume
Nicht nur in Japan wird die Wohnfläche begrenzt. Auch in Deutschland passiert das und zwar in einem raschen Tempo. Aus diesem Grund eignet sich das ästhetische Einrichtungskonzept Wabi Sabi perfekt für kleine Wohnungen, wo man sich sowieso aufs Wesentliche konzentrieren muss. Typisch für Wohnungen in Japan ist die Aufteilung der beiden Wohnbereiche – Wohnzimmer und Küche mit Essplatz – in zwei jedenfalls getrennte Räume, die sich direkt nebeneinander befinden.
- Die Küche – Als Kommunikationszentrum in der Wohnung steht die Küche im Mittelpunkt und braucht deswegen große Aufmerksamkeit bei der Gestaltung. Typisch hier sind die grifflosen Fronten der Küchenschränke aus echtem Holz mit einer charakteristischen Maserung. Die Rolle von eleganter Dekoration spielen Geschirrstücke aus Porzellan, die zur Schau auf beleuchteten Wandregalen gestellt sind.
das puristische Einrichtungskonzept aus Japan eignet sich besonders gut für kleine Wohnungen
- Der Flur – Neben der Funktion vom Übergangsbereich zwischen einzelnen Räumen, dient der Flur in japanischen Wohnungen auch der Aufbewahrung, wobei Nischen und Ecken die praktische und raumsparende Einrichtung mit Kleiderschränken bedingen. Der gleiche Bodenbelag in allen Wohnräumen sorgt für einen nahtlosen Übergang sowie für ein einheitliches, harmonisches Gesamtbild. Großformatige Spiegel und moderne Bilder dienen der eleganten und schlichten Wanddekoration.
der Flur als Übergangszone mit Aufbewahrungsfunktion
- Das Schlafzimmer – Hauptrolle bei der Schlafzimmergestaltung spielt das Licht. Für ein behagliches Ambiente werden hier verschiedene Lichtquellen kombiniert. Außer den Sitzmöbeln im Wohnzimmer auch das Bett darf niedrig sein. Dabei wird die Matratze direkt auf einem Podest gestellt.
stilvolle und behagliche Schlafzimmergestaltung durch angenehme Beleuchtung aus verschiedenen Lichtquellen
Wabi Sabi Wohntrend zu Hause umsetzen ohne aufwendige Renovierungsarbeiten:
- Der erste Schritt heißt: Aufräumen! Alle unnötigen Dekoartikel, Möbelstücke und Wohnaccessoires sollen loswerden, damit das Zimmer zu 40 % leer bleibt. Sie können dazu noch den Raum nach Funktionen aufteilen und ganz neu und anders gestalten.
- Eine neue Polsterung der Sitzmöbel aus hochqualitativen Leinenstoffen sowie handgestrickten Heimtextilien und dekorativen Bezügen aus langlebigen Textilien, wie Baumwolle oder Samt, werden bestimmt frische und elegante Abwechslung bringen. Konzentrieren Sie sich nicht auf die Farben, sondern auf die Texturen.
- Legen Sie dem Raum einen großen Wert bei durch eine sparsame Zimmerdekoration mit Bonsai-Bäumen und Artikeln aus Keramik oder mundgeblasenem Glas. Sie brauchen nicht immer wieder neue Gegenstände, Dekorationen und Möbel ins Interieur zu bringen.
- Erhöhen Sie den Wohlfühl-Faktor mit selbstgemachten oder handgefertigten Deko- und Wohnaccessoires. Für den Teppich wählen Sie lieber eine handgewebte Variante anstatt dem üblichen Hochfloor-Teppich.
- Das neutrale Farbschema wird Ihnen helfen ein harmonisches Gesamtbild dem Interieur zu verleihen, ohne chaotische Wirkung der Einrichtung mit vielfältigen Texturen, Stoffen und Materialien.
die sparsame Einrichtung und schlichte Gestaltung im neutralen Farbschema prägen das puristische und zurückhaltende Wabi Sabi-Interieur
Fazit
Hinter dem puristischen Einrichtungskonzept Wabi Sabi verbirgt sich eine Lebenseinstellung, bei der die japanische Ästhetik vereinigt modern und traditionell in einer schlichten aber zugleich sehr wirkungsvollen Innengestaltung. Die von allem Unnötigen befreite Wohnfläche dient der Wahrnehmung von Schönheit kleiner und unvollkommener Dinge. Akzente werden hier nicht mit Farben, sondern durch Textilien und Stoffen gesetzt. Das, was japanisches Interieur prägt und im Mittelpunkt der Raumgestaltung steht, ist die Kombination natürlicher Materialien und ihrer Texturen. Das Ergebnis – ein wohnliches Luxus-Ambiente mit authentischem Hauch aus Asia.
Wabi Sabi ist nicht bloß ein Einrichtungskonzept der schlichten Ästhetik, sondern eher eine Lebensphilosophie
alle Bilder: © Sergey Makhno Architects